19.03.2024

Das Kirchturmdenken überwunden

Große Jubiläums-Verbandsversammlung der Steinwald-Allianz


Erbendorf. „Eine Förderung für die Erneuerungen der Flurbereinigungswege gab es nicht und ich dachte mir, wir müssen uns zusammenschließen.“ Auf diesem Gedanken Hans Donkos, ehemaliger Bürgermeister der Stadt Erbendorf, basiert die Entstehung der Steinwald-Allianz. Heuer feiert nicht nur sie 20-jähriges Bestehen, sondern auch die Öko-Modellregion hat dieses Jahr bereits 10-jähriges Jubiläum. Dieses Doppeljubiläum gibt Anlass zum Feiern, und so wird aus der jährlichen Verbandsversammlung aller Stadt-, Markt-, und Gemeinderäte der 17 Mitgliedskommunen eine Jubiläumsfeier. Zahlreiche Rechenschaftsberichte, Festreden und ein Rückblick in Bildern auf die vergangenen Jahre der Steinwald-Allianz und Öko-Modellregion standen auf der Tagesordnung der Sitzung in der Stadthalle Erbendorf.


Dienstagabend, 18:30 Uhr. Die ersten der geladenen Gäste trudeln langsam ein. Auf dem Weg in die große Stadthalle kommen sie am Mobilen Dorfladen vorbei, der auf dem Parkplatz einen außerplanmäßigen Halt für die Gäste eingelegt hat. Oben angekommen, tummeln sich schon einige Besucher um die einladenden Stehtische zwischen dem verführerischen Buffet von kulinarischen Grüßen aus der Öko-Modellregion Steinwald. Schülerinnen und Schüler der Hotel- und Tourismusfachschule aus Wiesau geben Informationen zu den Spezialitäten weiter. Auch die Erbendorfer Turmbläser sitzen schon neben der Bühne bereit für die Eröffnung der Sitzung. Um 19 Uhr soll es losgehen und die rund 180 Gäste finden sich allmählich auf Ihren Plätzen in der mit Fahnen und Werbetafeln geschmückten Stadthalle ein. Einige blättern gespannt durch die auf den Tischen ausgelegte neue Auslage der internen Zeitung „Stein&Wald“, die in diesem Jahr als Jubiläums-Festschrift dient und Mitte März an rund 18.000 Haushalte verteilt wird.

Nach einem kurzen Musikstück eröffnet Johannes Reger, Vorsitzender der Steinwald-Allianz, die Versammlung und begrüßt alle anwesenden Ehrengäste, Bürgermeister sowie Stadt-, Markt- und Gemeinderäte.

„Wenn ich mir die Wege der Steinwald-Allianz und der Öko-Modellregion über die letzten Jahrzehnte so anschaue kann ich nur sagen: Gratulation zu ihrer Entwicklung und was sie bisher geleistet haben!“. Das sind die Worte von Roland Spiller, dem Referatsleiter „Integrierte Ländliche Entwicklung, Flurneuordnung“ am Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus. Er hält die Festrede bei der Jubiläumssitzung, lobt die Arbeit der vergangenen Jahre in der Steinwald-Allianz und unterstreicht immer wieder, dass die Menschen sich in der ILE ernstgenommen fühlen und ihre Gedanken einbringen können. Mit den Worten „Wenn es die Steinwald-Allianz nicht gäbe, müsste man sie erfinden.“ beendet Spiller seine Festrede.

 

Es folgt ein spannender, musikalisch untermalter Rückblick in Bildern. Man sieht viele emotionale Momente aus 20 Jahren Steinwald-Allianz und 10 Jahren Öko-Modellregion. Schnappschüsse aus zahlreichen Veranstaltungen und Fotos von besonderen Ereignissen zeigen, was die Steinwald-Allianz seit der Gründung alles erreicht hat.

 

Dass die Steinwald-Allianz eine starke Einheit ist, sieht man nicht nur auf den gezeigten Bildern. Betont wird das auch in den Grußworten von Günter Kopp, Stellvertretender Landrat und Bürgermeister der Gemeinde Kulmain. Auch Eberhard Freiherr von Gemmingen-Hornberg, 1. Vorsitzender des Naturpark Steinwald, und Hans Donko, ehemaliger Bürgermeister von Erbendorf, gratulieren mit Grußworten. Baron von Gemmingen-Hornberg erinnert sich an eine Sitzung vor vielen Jahren, als sich alle Gemeinden solidarisch an einer Radwegebaumaßnahme einer Kommune beteiligten. „Ich spürte als Beobachter, dass damit das Kirchturmdenken der Gemeinden überwunden war“. Hans Donko führte die Steinwald-Allianz 16 Jahre als Vorsitzender und erzählt von spannenden Momenten der Geburt der Steinwald-Allianz. Mit der rhetorischen Frage „Was waren wir damals eigentlich? Ein Verein, oder doch nur ein Stammtisch?“ bringt er die Menge zum Schmunzeln und macht damit erneut deutlich, was sich seit den kleinen Anfängen vor über 20 Jahren alles getan hat. Dazu gehörte auch die Überführung des „Stammtischs“ in einen Kommunalen Zweckverband als straffe Organisationsform.


Es ist bereits eine Stunde vergangen und die Musik sorgt für eine kurze Auflockerung, bevor Martin Schmid, Geschäftsführer der Steinwald-Allianz, in den letzten Redeabschnitt auf der Tagesordnung, die Rechenschaftsberichte, einleitet.

Schmid startet mit allgemeinen Informationen über die Geschehnisse seit der letzten Verbandsversammlung im vergangenen Jahr. Er berichtet unter anderem über drei neue Mitarbeiterinnen im Team, das Voranschreiten des Kernwegenetz-Ausbaus mit 3,2 Mio Euro geplanten Fördermitteln im zweiten Verfahren und das erfolgreich durchgeführte Waldhausfest. Ein Schwerpunkt im letzten Jahr war die Erarbeitung eines neuen Integrierten Entwicklungskonzepts, was die Basis der Zusammenarbeit und die Voraussetzung für die Förderungen aus der Ländlichen Entwicklung ist. Die Erarbeitung erfolgte mithilfe von Arbeitskreisen, eines zweitätigen Arbeitstreffens, sowie der Durchführung von Bürgerbefragungen. Außerdem gibt er einen Einblick in den Haushalt mit einem Gesamtvolumen von rund 842.000 €. Zum Schluss bedankt er sich bei den treuen Partnern und Sponsoren aus der Region: „Ohne Sie wären viele Aktionen in der Steinwald-Allianz nicht möglich. Vielen Dank für Ihre Unterstützung seit vielen Jahren!“

Linda Zrenner, Projektmanagerin des Mobilen Dorfladens, übernimmt das Wort. Sie berichtet, wie aus der Idee und einem schlichten 12 Tonnen LKW von MAN ein barrierefreier Dorfladen mit allen nötigen Produkten des täglichen Bedarfs entstand. Geldabheben, Lotto spielen, Zeitschriften, Produkte von mehr als 40 regionalen Erzeugern und das Standartsortiment eines kleinen Lebensmittelladens mit ca. 1000 Produkten umfasst der Mobile Dorfladen bis heute. „Ein Rundumpaket“, wie Günter Kopp es in seiner Ansprache betitelte. 13.800 Kunden zählte der Mobile Dorfladen im Jahr 2023.

Trotz des sehr gut ankommenden Angebots kommt es aufgrund von Personalmangel, steigenden Energiekosten und weiteren Faktoren dieses Jahr zu einer Veränderung. „Ab Sommer 2024 wird unser alter 12-Tonnen-LKW durch einen 7,2-Tonner ersetzt. Dieses Fahrzeug ist zwar kleiner, aber die Verkaufsfläche bleibt gleich. Das bedeutet Kosteneinsparungen in allen Bereichen bei gleichbleibendem Angebot, sowie ein 60 % geringerer Energieaufwand“, so Zrenner.

 

Die für die touristische Vermarktung zuständige Fachkraft, Marina Zielbauer, folgt mit Ihrer Präsentation und gibt einen gesamten Einblick in den Tourismus im vergangenen Jahr. Themen sind unter anderem die erfolgreiche Vermarktung des eigenen Wandermagazins und des mit dem Stifland entwickelten Image-Prospekts „Stiftland und Steinwald“, Messeauftritte, die sozialen Medien, Online-Anzeigen und die eigene Homepage www.steinwald-urlaub.de. „Unser Post mit der größten Reichweite in den sozialen Medien war ein Bild der Burgruine Weißenstein – 323.328 Personen sahen diesen“, so Marina Zielbauer.

Außerdem betont die Tourismusfachkraft, dass auch dieses Jahr wieder der beliebte Picknickservice angeboten wird und, dass viele Tourismus-Angebote auch ganz einfach online gebucht werden können. „Wer also mal wieder Urlaub daheim machen will, dem empfehle ich unbedingt einen Blick auf die Website.“

 

Als nächstes redet Projektmanagerin der 10-jährigen Öko-Modellregion, Elisabeth Waldeck, mit ihrer Kollegin Eva Gibhardt. Eines ihrer großen Projekte ist die Bio-Bewusstseinsbildung, was inzwischen als Aushängeschild für die Öko-Modellregion steht. Seit 2022 gibt es die Bio-Erlebnisse, die auch 2024 in der gleichnamigen Broschüre zusammengefasst werden. Diese wird Mitte Mai erscheinen.

Elisabeth Waldeck läd anschließend zur dritten Bio-Meile ein. „Die findet dieses Jahr am 8. September in der Gemeinde Kastl auf Schloss Wolframshof statt“, informiert sie die anwesenden Gäste.  

Bio-Landwirt Stefan Koschta gibt des Weiteren einen Einblick in ein weiteres großes Projekt, die 2019 gegründete Erzeugergemeinschaft Öko-Rinder. Die zehn Steinwälder Bio-Rinderbetriebe bündeln ihre Kräfte für die regionale Bio-Rindfleischvermarktung und treten unter dieser gemeinsamen Marke auf. Mit der Metzgerei Ackermann wurde eine Schiene an Regionalprodukten aufgebaut, welche in vielen regionalen Verkaufsstellen erhältlich sind. Auch besteht die Möglichkeit, frisches Rindfleisch in dem Onlinehofladen vorzubestellen.

„Brückenschlagen“ zählt als drittes großes Projekt. Eva Gibhardt organisiert hier diverse Kleinprojekte, wie unter anderem Obstbaumschnittkurse oder die jährliche Bio-Brotboxaktion.

 

Zu guter Letzt informiert Mia Christl über das Förderprogramm Regionalbudget, mit dem die ILE Steinwald-Allianz dieses Jahr zum fünften Mal 100.000 € an Vereine, Dorfgemeinschfaten und Privatpersonen vergeben darf. Die Zahl der Förderanfragen ist groß, „wir bräuchten jedes Jahr mehr Geld als wir zur Verfügung haben“ erklärt sie. Für 2024 hat das Entscheidungsgremium bereits Kleinprojekte ausgewählt, die gesamte Fördersumme beträgt aktuell 99.734 €.

Elisabeth Waldeck übernimmt das Wort und berichtet über den Öko-Verfügungsrahmen – ein Fördertopf mit ebenfalls 100.000 € für Kleinprojekte in der Öko-Modellregion Steinwald. Mit diesem sollen die Ziele des Landesprogramms BioRegio2030 zur Förderung des Ökolandbaus in den Regionen unterstützt werden. Antragsteller sind Betriebe mit Bio-Zertifizierung, gefördert werden Projekte mit Inhalten rund um Bio. „Auch 2024 ist das Budget wieder komplett verplant“, berichtet Waldeck erfreut.

 

Nachdem keine Fragen offen waren, beendet Vorsitzender Johannes Reger nach ein paar Schlussworten die Verbandsversammlung.

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